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Dienstag, 30. Juni 2015
Wir Reiter.
jules94, 21:50h
Ich reite. Pferde (nur um das klarzustellen...). Und es gibt nichts besseres. Bin ich im Stall, dient mein Handy, wenn überhaupt nur als Musikquelle. Ich bin dann out of order. Dann kann mich niemand, für Stunden, erreichen. Und das ist GUT so!
Ich bin 21 Jahre alt, partizipiere in unserer medialen Welt voller Begeisterung. Aber irgendwann ist dann auch mal SCHLUSS. Dann will ich meine Ruhe haben. Nur für mich sein, nachdenken, konzentrieren und die Welt, die Welt sein lassen.
Ich kann beim Misten Aggressionen los werden, da hält kein Boxsack mit. Beim Striegeln geht es nur um dieses zerbrechliche Band zwischen dem Pferd und mir. Diese ganz besondere Beziehung, dieses respektvolle Freund-sein. Das ist - einzigartig. Und beim Reiten wird dieses Band auf die Probe gestellt, vertieft. Ich reite Dressur und Freizeit, weil mir zum Springen dann doch der Mut fehlt. Vielleicht irgendwann mal Cavalettis. Aber bis jetzt wächst jedes Hindernis auf eine unüberwindbare Höhe, sodass ich kneife. Also ist die Nummer erstmal ad acta gelegt.
Ich konzentriere mich auf den Tanz von Reiter und Pferd. Und wenn das so gelingt, wie ich mir das wünsche, dann ist das so eine Befriedigung. Deshalb beende ich übrigens jede Stunde mit einer Übung, die wir beherrschen. Der positive Abschluss ist für uns beide wichtig. Und wenn mal was nicht funktioniert, dann nicht verzagen. Aber bitte auch nicht 10 000 Mal hintereinander versuchen! Es gibt einen Grund warum es nicht funktioniert. Entweder man selbst oder das Pferd ist überfordert. Also sich bitte anders dahin arbeiten. Es zig Mal hintereinander zu exezieren, frustriert nur. Und wie! Ich spreche da aus Erfahrung. Ich hab einige Zeit gebraucht, um zu begreifen, dass das Problem meist im Sattel sitzt. Entweder bin ich noch nicht so weit, um die Übung überhaupt zu vollziehen. Oder meine Hilfen sind zu schwammig, sodass mein Partner da fröhlich Rätsel raten betreibt. Also mach ich was anderes, etwas das klappt und häufig über kurz oder lang zum gewollten ausgearbeitet werden kann.
Ich vertraue dem Wesen unter mir immer zu 100%. Das hat zwar schon dazu geführt, dass meine ehemalige Reitbeteiligung mich beinahe in den Rollstuhl verfrachtet hat. Aber deswegen höre ich nicht auf zu reiten. Dass hat mich nur erkennen lassen, dass er und ich nicht das perfekte Paar sind. Und ich werde mich ihm bestimmt nicht aufdrängen. Er braucht schlichtweg einen anderen Reiter und ich bin ehrlich genug, um das um seinet- und meinetwillen anzuerkennen.
Deshalb reite ich immer noch. Ich bin froh, dass ich nicht aufgegeben hab, denn es tut mir immer noch so unheimlich gut. Es ist, als würde meine Seele gestreichelt werden.
Wer es kennt, der weiß, das ist ein traumhaftes Gefühl.
Ich bin 21 Jahre alt, partizipiere in unserer medialen Welt voller Begeisterung. Aber irgendwann ist dann auch mal SCHLUSS. Dann will ich meine Ruhe haben. Nur für mich sein, nachdenken, konzentrieren und die Welt, die Welt sein lassen.
Ich kann beim Misten Aggressionen los werden, da hält kein Boxsack mit. Beim Striegeln geht es nur um dieses zerbrechliche Band zwischen dem Pferd und mir. Diese ganz besondere Beziehung, dieses respektvolle Freund-sein. Das ist - einzigartig. Und beim Reiten wird dieses Band auf die Probe gestellt, vertieft. Ich reite Dressur und Freizeit, weil mir zum Springen dann doch der Mut fehlt. Vielleicht irgendwann mal Cavalettis. Aber bis jetzt wächst jedes Hindernis auf eine unüberwindbare Höhe, sodass ich kneife. Also ist die Nummer erstmal ad acta gelegt.
Ich konzentriere mich auf den Tanz von Reiter und Pferd. Und wenn das so gelingt, wie ich mir das wünsche, dann ist das so eine Befriedigung. Deshalb beende ich übrigens jede Stunde mit einer Übung, die wir beherrschen. Der positive Abschluss ist für uns beide wichtig. Und wenn mal was nicht funktioniert, dann nicht verzagen. Aber bitte auch nicht 10 000 Mal hintereinander versuchen! Es gibt einen Grund warum es nicht funktioniert. Entweder man selbst oder das Pferd ist überfordert. Also sich bitte anders dahin arbeiten. Es zig Mal hintereinander zu exezieren, frustriert nur. Und wie! Ich spreche da aus Erfahrung. Ich hab einige Zeit gebraucht, um zu begreifen, dass das Problem meist im Sattel sitzt. Entweder bin ich noch nicht so weit, um die Übung überhaupt zu vollziehen. Oder meine Hilfen sind zu schwammig, sodass mein Partner da fröhlich Rätsel raten betreibt. Also mach ich was anderes, etwas das klappt und häufig über kurz oder lang zum gewollten ausgearbeitet werden kann.
Ich vertraue dem Wesen unter mir immer zu 100%. Das hat zwar schon dazu geführt, dass meine ehemalige Reitbeteiligung mich beinahe in den Rollstuhl verfrachtet hat. Aber deswegen höre ich nicht auf zu reiten. Dass hat mich nur erkennen lassen, dass er und ich nicht das perfekte Paar sind. Und ich werde mich ihm bestimmt nicht aufdrängen. Er braucht schlichtweg einen anderen Reiter und ich bin ehrlich genug, um das um seinet- und meinetwillen anzuerkennen.

Deshalb reite ich immer noch. Ich bin froh, dass ich nicht aufgegeben hab, denn es tut mir immer noch so unheimlich gut. Es ist, als würde meine Seele gestreichelt werden.
Wer es kennt, der weiß, das ist ein traumhaftes Gefühl.
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Lehrer sein. Oder leerer sein?
jules94, 21:29h
Kommt. Ihr habt es alle gedacht. Was warum studiert man denn bitte auf Lehramt?!
Ich sag euch warum:
Studiert man aus ehrlichen Gründen Lehramt, dann erfordert es eine Unmenge an Mut und Kraft. Sich tagtäglich vor eine Klasse zu stellen und zu unterrichten. Dabei mit Wissen und Verständnis, Souveränität und Respekt zu brillieren. Und nicht die Macht der Noten auszuspielen.
Ich will meine Fächer mit Spaß vermitteln. Nicht dieses elendige sture Lehren und dabei Themen durchprügeln, auf die keiner Lust hat. Klar, die Lehrpläne schränken einen oftmals ziemlich ein. Aber ich hab auch nicht immer Lust auf alles. Beispielsweise habe ich eine gesunde Abneigung für Poesie entwickelt. Und Goethe und der französischen Revolution. Aber dann muss ich mir doch grade hier was cooles einfallen lassen. Schließlich bin ich Teil dieser ekligen Stunden. Wir machen also alles, was wir machen müssen. Aber wir machen es so, dass es Spaß macht. Oder zumindest versuch ich das. Ich werde nicht immer, alle erreichen. Wenn ich auf 90% komme, reicht mir das schon.
Und ich will, dass meine SchülerInnen mich respektieren. Sie müssen mich nicht mögen. Das ist rein logisch auch gar nicht möglich. Und ich werde sie auch nicht alle mögen. Ich habe beispielsweise auch eine gesunde Abneigung gegen Streber beziehungsweise Besserwisser. Aber ich respektiere sie. Schließlich sind sie auch so die Stützpfeiler meines Unterrichts. Wenn sonst keiner eine Ahnung hat, dann sie bestimmt.
Also respektiere ich sie und bin freundlich. Und bewerte fair. Oder versuche es zumindest, denn dafür gibt's ja Bewertungshorizonte. Um dieser ewigen subjektiven Meinung aus dem Weg zu gehen. Und für den guten Alltagsunterricht gibt es das kooperative Lernen. Ich mag kooperatives Lernen. Es ist nicht für jeden Tag geeignet. Ich finde es darf auch mal eine Lehrerzentrierte Stunde sein. Oder eine Plenumsdiskussion. Nicht alles muss über Gruppenarbeit etc. laufen. Das wird auf Dauer langweilig. Aber es darf durchaus mal sein. Und dann darf auch das Los über die Gruppenbildung entscheiden, damit mal jeder mit jedem arbeiten muss. Und es darf auch das Los sein, dass entscheidet wer vorträgt. Sonst haben wir die gute alte TEAM-Arbeit (Toll Ein Anderer Machts - wir kennen es doch alle).
Lange Rede, kurzer Sinn: Lehrer sein, kann unglaublichen Spaß machen, ist abwechslungsreich und ich sehe unglaublich viele Kinder groß werden und kann ihnen so viel mit geben.
Seien wir ehrlich.
Was sollte ich mehr wollen?
Ich sag euch warum:
Studiert man aus ehrlichen Gründen Lehramt, dann erfordert es eine Unmenge an Mut und Kraft. Sich tagtäglich vor eine Klasse zu stellen und zu unterrichten. Dabei mit Wissen und Verständnis, Souveränität und Respekt zu brillieren. Und nicht die Macht der Noten auszuspielen.
Ich will meine Fächer mit Spaß vermitteln. Nicht dieses elendige sture Lehren und dabei Themen durchprügeln, auf die keiner Lust hat. Klar, die Lehrpläne schränken einen oftmals ziemlich ein. Aber ich hab auch nicht immer Lust auf alles. Beispielsweise habe ich eine gesunde Abneigung für Poesie entwickelt. Und Goethe und der französischen Revolution. Aber dann muss ich mir doch grade hier was cooles einfallen lassen. Schließlich bin ich Teil dieser ekligen Stunden. Wir machen also alles, was wir machen müssen. Aber wir machen es so, dass es Spaß macht. Oder zumindest versuch ich das. Ich werde nicht immer, alle erreichen. Wenn ich auf 90% komme, reicht mir das schon.
Und ich will, dass meine SchülerInnen mich respektieren. Sie müssen mich nicht mögen. Das ist rein logisch auch gar nicht möglich. Und ich werde sie auch nicht alle mögen. Ich habe beispielsweise auch eine gesunde Abneigung gegen Streber beziehungsweise Besserwisser. Aber ich respektiere sie. Schließlich sind sie auch so die Stützpfeiler meines Unterrichts. Wenn sonst keiner eine Ahnung hat, dann sie bestimmt.
Also respektiere ich sie und bin freundlich. Und bewerte fair. Oder versuche es zumindest, denn dafür gibt's ja Bewertungshorizonte. Um dieser ewigen subjektiven Meinung aus dem Weg zu gehen. Und für den guten Alltagsunterricht gibt es das kooperative Lernen. Ich mag kooperatives Lernen. Es ist nicht für jeden Tag geeignet. Ich finde es darf auch mal eine Lehrerzentrierte Stunde sein. Oder eine Plenumsdiskussion. Nicht alles muss über Gruppenarbeit etc. laufen. Das wird auf Dauer langweilig. Aber es darf durchaus mal sein. Und dann darf auch das Los über die Gruppenbildung entscheiden, damit mal jeder mit jedem arbeiten muss. Und es darf auch das Los sein, dass entscheidet wer vorträgt. Sonst haben wir die gute alte TEAM-Arbeit (Toll Ein Anderer Machts - wir kennen es doch alle).
Lange Rede, kurzer Sinn: Lehrer sein, kann unglaublichen Spaß machen, ist abwechslungsreich und ich sehe unglaublich viele Kinder groß werden und kann ihnen so viel mit geben.
Seien wir ehrlich.
Was sollte ich mehr wollen?
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Um der Welt "Hallo" zu sagen
jules94, 21:12h
Der erste Eintrag. Vermutlich das schwierigste überhaupt.
Mein Name ist Jule, ich studiere Deutsch und Geschichte auf Lehramt und schreibe derzeit meine Bachelorarbeit. Ich bin 21 Jahre alt und alles andere als normal. Oder bin ich zu normal? Und alle anderen nicht mehr?
Vielleicht.
Ich finde das Leben in unserer heutigen Welt ist...mehr.
Es ist so viel an Mehr. Alle wollen mehr sein, wer sein, alles erreichen - und viel mehr. Das meiste aus ihrem Leben machen, ihrem Tag.
Ich nicht. Ich will morgens aufstehen und mich gut fühlen. Ich will das tun, was ich möchte und nicht mehr. Und das ist nicht viel. Ich will mein Studium so gut abschließen, wie es mir eben möglich ist. Und dann ist auch eine 2,0 völlig in Ordnung. Ich möchte für meine Freunde da sein. Ich muss nicht die Welt verändern. Wenn ich das kann, dann ist das toll. Aber ich muss es nicht auf Teufel komm raus probieren. Ich gebe mein Bestes. Das reicht. Ich muss nicht außergewöhnlich sein.
Ich will nur ich sein. Und auf meiner kleinen, gesellschaftlichen Mikroebene, glücklich.
Und das ist schon schwierig genug!
Love
Jules <3
Mein Name ist Jule, ich studiere Deutsch und Geschichte auf Lehramt und schreibe derzeit meine Bachelorarbeit. Ich bin 21 Jahre alt und alles andere als normal. Oder bin ich zu normal? Und alle anderen nicht mehr?
Vielleicht.
Ich finde das Leben in unserer heutigen Welt ist...mehr.
Es ist so viel an Mehr. Alle wollen mehr sein, wer sein, alles erreichen - und viel mehr. Das meiste aus ihrem Leben machen, ihrem Tag.
Ich nicht. Ich will morgens aufstehen und mich gut fühlen. Ich will das tun, was ich möchte und nicht mehr. Und das ist nicht viel. Ich will mein Studium so gut abschließen, wie es mir eben möglich ist. Und dann ist auch eine 2,0 völlig in Ordnung. Ich möchte für meine Freunde da sein. Ich muss nicht die Welt verändern. Wenn ich das kann, dann ist das toll. Aber ich muss es nicht auf Teufel komm raus probieren. Ich gebe mein Bestes. Das reicht. Ich muss nicht außergewöhnlich sein.
Ich will nur ich sein. Und auf meiner kleinen, gesellschaftlichen Mikroebene, glücklich.
Und das ist schon schwierig genug!
Love
Jules <3
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